Ich kann kaum glauben, dass ich jetzt schon ganze drei Tage headbangend durch die Gegend laufe seit Scar Symmetry ihr neues Album The Singularity (Phase I – Neohumanity) veröffentlich haben. Auch während ich diese Zeilen schreibe schallt dieses Album aus meinem Kopfhörer. Druckbetankung für die Ohren quasi.
Aber der erste Teil der brandneuen Alben-Trilogie der Schweden, die seit 2004 den Metal-Markt ordentlich aufmischen, ist einfach zu genial geworden um die Scheibe nicht in Dauerschleife anzuhören. Die acht Songs des Silberlings, die aber gerade einmal ca. 44 Minuten auf die Uhr bringen, sind durchzogen von scheppernden Riffs, einer kräftigen und schnellen Double-Bass, wunderschönen Gitarren-Soli, starken Melodien und brutalen Growls in Verbindung mit wunderschönem Klargesang. Ok, das klingt etwas arg übertrieben, aber genauso empfinde ich für das Album seit ich es das erste Mal angehört habe. Und es wird mit jedem Durchlauf noch besser
Die Songs auf „The Singularity (Phase I – Neohumanity)“
Wie bereits geschrieben ist dieses Album der erste Teil einer Trilogie, die sich mit einer nicht ganz einfachen Thematik auseinandersetzt, dem Transhumanismus. Die Lyrics drehen sich um den Aufstieg der sogenannten Artilects, künstlicher Intelligenz, die einen normalen Intellekt bei weitem übersteigt. Diese Überwesen mit künstlichen Gehirnen, quasi Cyborgs, verdrängen die Menschheit Stück für Stück und Konflikte entstehen zwischen denen, die diese neue Technologie vorantreiben wollen und denen, die sie für gefährlich halten.
1. The Shape of Things To Come
Der Opener von The Singularity (Phase I – Neohumanity) ist noch sehr brav und ruhig und wird von klarem Gesang untermalt. Hier ist noch nichts von Gitarren zu hören, zum Ende hin wechselt jedoch die Melodie und kündigt durch den Anstieg des Tempos den nächsten Song an.
2. Neohuman
Ausgehend vom angestiegenen Tempo des Openers steigert sich dieser Song langsam in eine nackenbrechende Hymne und erhöht die Geschwindigkeit sogar noch etwas weiter. Dieser Song ist sehr typisch für Scar Symmetry und bietet klare Vocals und Growls im stetigen Wechsel, wobei erstere die Oberhand behalten. Schlussendlich fängt sich der Song jedoch in mittleren Gefilden und bleibt diesen bis zum Ende treu. Besonderheiten sind ein ausgiebiges Gitarren-Solo in der Mitte, dass von weiteren Growls und Screams abgelöst wird, um dann wieder etwas langsamer und ruhiger zu werden. Fast schon träumerisch.
3. Limits to Infinity
Eine starke Melodie und treibende Beats starten diesen Song, bevor auch hier der Klargesang die erste Strophe einläutet. Der gutturale Gesang ist hier deutlich aggressiver und hat im Refrain die leitende Rolle. Der Refrain lädt zu rhythmischen Kopfbewegungen ein und die Melodie vom Anfang sorgt auch immer wieder für kurze Atempausen bevor in der zweiten Hälfte des Songs das Tempo nochmal deutlich gesteigert wird und erneut ein Gitarren-Solo einsetzt, diesmal jedoch etwas kürzer.
4. Cryonic Harvest
Mit langsamen Riffs und einem treibenden Schlagzeug beginnt dieser Song bevor er mit gesteigerter und nackenstrapazierender Geschwindigkeit in die Vocals startet. Das Tempo wird auch beibehalten und nur zum Refrain etwas herabgesetzt, um der klaren Stimme etwas mehr Raum zu geben. Auch hier setzt in der zweiten Hälfte eine starke Melodie der Lead-Gitarre ein, die von ruhigeren Klängen untermalt wird. Nichtsdestotrotz bleibt das Tempo jedoch so hoch wie zuvor. Das Ende wird durch einen verzerrt gesprochenen Text und bedrohlichen Sounds markiert.
5. The Spiral Timeshift
Dieser Song ist wieder etwas ruhiger gehalten, aber nicht weniger kraftvoll als die vorhergehenden. Teilweise lädt er dazu ein die Welt um sich herum zu vergessen und den verträumten Melodien zu lauschen. Gesang ist hier zwar auch vorhanden, jedoch nicht der Hauptträger der Nummer in weiten Teilen. Lediglich anfangs und zum Ende hin wird er vermehrt eingesetzt.
6. Children of the Integrated Circuit (instrumental)
Der einzige Instrumental-Track ist ein langes langsames Gitarren-Solo, dass von einer teils bedrohlich anmutenden, teils hoffnungsvollen Melodie begleitet wird. Die gesamte Stimmung des Albums und des darin verarbeiteten Themas kann hier sehr gut nachempfunden werden. Ich habe schon lange keinen Song mehr gehört, der in mir so gemischten Gefühle hinterlassen hat.
7. Neuromancers
Kurz vor Schluss geben die Jungs von Scar Symmetry nochmal Gas und beginnen direkt und ohne Umwege mit einer mittelschnellen Nummer, die sehr ohrwurmverdächtig klingt. Das liegt zum einen an der recht einfach gehaltenen Melodie, zum anderen jedoch auch an den ruhigen klaren Vocals, die zum Mitsingen anregen. Das hier gespielte Gitarren-Solo ist etwas schneller als der Rest der Nummer, ist aber ebenso eingängig wie der Gesang.
8. Technocalyptic Cybergeddon
Mit einer sehr poppigen Melodie verabschieden sich die Schweden von diesem Album. Diese hält allerdings nicht lange an bevor der über zehn Minuten lange Song mittels zweier „Schlagzeug-Explosionen“ das Tempo nochmal ordentlich erhöht und mit starken Growls und nicht weniger ausdrucksstarkem Klargesang weitergeht. Die Einleitung zum Refrain wirkt in diesem Song fast schon episch, später kommen weitere bedrohliche Klänge zum Einsatz. Die Melodie vom Anfang geht jedoch nicht verloren und sorgt immer wieder für kleinere Erholungspausen, wenn auch nicht mehr ganz so poplastig. Der Track endet schließlich sehr ruhig und wird gemächlich leiser.
Fazit
Inzwischen hat das Album wieder von vorne begonnen und ich bin wieder ein kleines Stück mehr begeistert. Ich kann die Scheibe jedenfalls nur jedem empfehlen, der sich zum Melodic Death Metal hingezogen fühlt und eine der extremsten Bands der letzten Jahre erleben will. Die acht Tracks sind sehr abwechslungsreich, absolut sauber produziert und machen jetzt schon Lust auf den zweiten Teil der Trilogie. Von mir erhält das Album 4,75 von 5 möglichen Sternen. Damit hat es schlagartig Platz Eins in meiner Sammlung belegt. Und das wird wahrscheinlich auch noch eine ganze Weile so bleiben.